ein Blick hinter die Schatten...
  Bandrakon
 



Alystin starrte in die glühende Hitze vor sich. Die ausgespuckte Luft des Feuers brannte ihr auf Wangen und Stirn, und doch sah sie die Flammen als solche nicht. In dem Orangerot formten sich die Züge des streng blickenden Mannes, den sie als ihren Vater liebte und verehrte. Und nichts anderes. Lange Zeit starrte er sie an und sie zurück, ohne darauf zu achten, ja nicht einmal bemerkend, wie die Haut sich straffte und das Haar sich kräuselte, weil es die Flammen bereits an sich wusste. Das Bild änderte sich und ein markerschütternder Schrei entrang sich den Kehlen des brennenden Giebels und eines stürzenden Balkens, doch sie sah den Urpsrung des Lautes in der Kehle des Weibes, welches vor ihr kniete, flehend die Hände nach sterbendem, einst ihrem Leib entsprungenen Fleische streckte. Dann färbte sich die Haut der Menschenfrau schwarz, das Haar weiß und die Ohren - das Gesicht wandte sich - und Alystin erblickte das vor Verzweiflung dem Wahnsinn verfallene Antlitz ihrer Mutter, Selbstvorwurf und schrecklich leidendes Bedauern lagen darin. Die Beine der Halbelfe ließen sie kehrt machen und die Flucht ergreifen.

Die Kühle der Nachtluft war keine Erleichterung; wütend stach sie auf Haut und Lunge ein, welche noch immer der Glut ergeben waren. Blut... Nein, nicht an ihren Klingen klebte es wirklich, es war an ihren Händen, in ihrem Gesicht... überall auf ihrer Haut und keine Chance, es loszuwerden. Auf Ewig würde der Geruch in Haaren und Kleidung hängen, der Geschmack auf ihren Lippen... Mit rasendem Herzen kam sie zum Stehen und musste sich an einem Baum abstützen, um das Gleichgewicht halten und sich zitternd umsehen zu können. Doch keinen Sinn maß der Verstand dem Anblick des üppig bewachsenen Waldstückes mit geöffneten Nachtblüten, auf deren Leibern sich das Mondlicht glitzernd zurück geworfen sah, an und leer wanderten die Augen zu dem Stamm, der ihr die Stütze war. Zärtlich fuhren ihre Finger über die Falten und Furchen, die das dunkle Holz sie Erinnerungen an Vergangenes durchzogen, und glaubten, darin Trost zu finden. Doch ihr Geist war leer, leer von jeglichem Trost und Erleichterung und zugleich jedem Verstehen des tatsächlichen Leids, welches sie zugefügt hatte. Das Lächeln ihres Vaters klang in ihren Erinnerungen nach. Nur einmal erblickt hatte es sich in ihrem Kopf festgesetzt und musste doch der Lohn für die Ausführung all seiner Wünsche sein.

Erschöpft sank sie zu Boden auf das feuchte Moos, legte das Gesicht hinein und endlich erreichte die Kühle als solche ihre Nerven und Empfindungen. Sanft drängte sie jeden Gedanken beiseite und erstickte den flammenden Kampf, welcher in der mädchenhaft anmutenden Gestalt entbrannt war, bis die Halbelfe endlich den Schlaf fand, der so lange hatte auf sich warten lassen.
 
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