ein Blick hinter die Schatten...
  Dunladan
 

Zwei Klingen stießen aufeinander, ließen Funken fliegen, lenkten die Schlagrichtung der anderen ab. Ein Schrilles Geräusch erklang, als ihre scharfen Seiten aneinander rieben. Fast wären die schwarzen, führenden Hände in Berührung gekommen, als sie ihre Bewegungen umlenkten und voneinander abließen. In schwarzes Leder gekleidete Füße tänzelten wie im Fluge umeinander, abschätzende Blicke wurden von rot glühenden Augen ausgetauscht. "Noch einmal!", sagte die Geste des einen, gleichzeitig gingen die Kontrahenten aufeinander los. Kein Lob, dass der vorherige Angriff erfolgreich abgeblockt worden war, doch daran wurde kein Gedanke vergeudet. In schwirrendem Tempo wurden Schläge geführt, abgelenkt und umgangen. Weiße Haarsträhnen bildeten einen Kontrast zu den schwarzen Gesichtern und Gewändern; wie Nebelschleier umspielten sie den Tanz des Todes. Dann kam der Wink, in die Nachtsicht zu wechseln. Andere Eindrücke schoben sich über das Geschehen; die Sicht wurde neblig, unklar, bis Aliiza langsam die Augen öffnete, um sich das seltsame zwitschern der Vögel. Aber sie brauchte den Schlaf nicht, um zu wissen, was als nächstes geschehen würde: Sie würde für den Wechsel zur Wärmesicht einige Momente zu lang brauchen und sich blutend und nur noch halb bei Bewusstsein am Boden wieder finden. Ihr Lehrer würde sich längst abgewandt haben, um ohne ein Wort und voll Verachtung in seinen Bewegungen aus dem Turmzimmer zu verschwinden.

Aliiza richtete sich halb auf und löste mit einem Gedanken die um sie herum bestehende Dunkelheit. Grelles Sonnenlicht strahlte durch das Blätterdach auf sie herab, ließ sie die Augen nieder schlagen. Sie blickte auf bleiche Hände, mit spitz zulaufenden Fingern und vielen Narben, die vom Kampfe zeugten. Ein Körper, der so makellos gewesen war, als sie ihn sich angeeignet hatte. Mit diesem Gedanken kroch sie aus ihrem Versteck im Unterholz, hinaus auf die Lichtung, auf der sie seit einigen Tagen verweilte. Wie lange war es her, dass sie geschlafen hatte? Und wie immer hatte sich Schlaf als etwas Negatives herausgestellt, hätte sie doch im Trancezustand nie den Morgengrauen verpasst. Alle möglichen Geschöpfe hätten rein zufällig auf sie stoßen können; im Licht der Sonne fielen dunkle Schatten, wie sie aus ihrer Hand stammten, zu sehr auf. Aber schließlich hatte sie sich dies Fleckchen ausgesucht, weil es hier keine humanen Besucher zu geben schien. Die frischesten Spuren, die sie hatte finden können, waren schon mehrere Wochen alt.

Verschlafen streckte sie ihre steifen Glieder und ging zu dem glitzernden Bach, der die Lichtung am Rande durchschnitt. Am Boden waren noch die Überreste ihres gestrigen Feuerspieles erkennbar: Hier ein Loch im Boden, wo eine Fackel gesteckt hatte, dort eine Stelle verbrannten Grases, wo das Feuer den Boden berührt hatte. Ihrer Augen wegen spielte sie am Tage. Es war längst kein seltsames Gefühl mehr, dass sie sich an das strahlende Licht dieser Welt so schnell gewöhnten, dazu noch ohne Schäden davon zu tragen. Genauso wie es sie nie erschreckt hatte, statt schwarzer Haut und weißen Haaren nun das aussehen einer hässlichen Oberflächenelfe, gepaart mit einem Menschen, zu tragen. Es war einfach nicht denkenswert für sie; vollkommen normal, obgleich es ihrer früheren Lebens- und Denkweise so sehr widersprach. Nicht nötig, einen Gedanken daran zu verschwenden.

Kaltes Wasser auf ihrem Gesicht weckte sie aus dem schlaftrunkenen Zustand. Zu gern hätte sie gleich ein Bad genommen, doch musste sie erst die Gegend durchstreifen, ob sie auch wirklich noch allein war. Vorsicht - ebenfalls eine Sache, die für sie einfach da war, nichts außergewöhnliches. Die damit verbundene Anstrengung realisierte sie längst nicht mehr. Nach einigen kurzen Aufwärm- und Dehnübungen lief sie zurück zu ihrem Schlafplatz und ergriff ihren Stab - das Zeichen, welches sie hier oben als Magierin auswies. Welch unnütze Sitten, seine Profession so offenkundig zu zeigen. Kurz überprüfte sie ihre Ausrüstung - zwei dolchartig aussehende Waffen, durch Scheiden verdeckt, sowie eine Reihe Wurfmesser am Waffengürtel und ein Säckchen mit Goldstücken. Mit Tüchern ausgestopft, schlugen die Münzen beim Laufen nicht aufeinander und erzeugten so keinerlei Lärm. Zufriedengestellt lief die junge Frau los, fast lautlos durch den Wald.



(Anfang von "Der Tanz des Feuers" --> siehe Aufzeichnungen)
 
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