Die Mitgliedschaft der [Phönix] besteht aus dunklen Gestalten, deren Hände selbst die stumpfeste Klinge zu einer tödlichen Gefahr werden lassen. Quälen, Foltern, Töten. Vor allem aber die Anhänger der verfluchten Götter des Lichtes auslöschen. Eine Reihe Auserwählter hat es in diesen Bund geschafft, dahinter aber wabern die Schatten und niemand vermag zu erraten, wie viele Gesichter die Gemeinschaft unter der Drow Alystra tatsächlich kennt.
Wer das geschliffene Wort nicht beherrscht, kann von einer Aufnahme nur träumen. Auch der Anfänger in dieser Sprache darf seinen Schritt in Richtung der Gilde wagen, jedoch ist es Pflicht, sich wenigstens um die rechten Worte zu bemühen.
Während ihre Gesinnung nun endlich auch bis ans Tageslicht gedrungen ist, tappt man über die diplomatischen und freundschaftlichen Verhältnisse der [Phönix] noch immer im Dunkeln.

T ief in den Schattenwäldern schien die Nacht nie zu enden und ebenso musste es die Dunkelheit sein, welche dem Wandersmann als schier untragbare Last auf den Schultern lag. Er konnte hoffen, dass es nur das war.
D enn kaum jemanden hatte es gegeben, welcher ihm vor seiner geplanten Reise von hier Erlebtem hatte berichten können. Die Nachbarn im Osten mieden diesen Ort. Die Stadt am einen Rande des Waldes ward dem Erdboden gleich zu einem Hort böser Geister geworden, über Nacht, wie es die Geschichten erzählten.
R eisende und Jäger, die sich zu weit zwischen die dicht stehenden Stämme mächtiger Bäume gewagt hatten, waren nie wieder aufgefunden worden.
E iskalt fuhr es dem Mann über den Rücken, er schob es auf den Nebel.
D ie Nacht schien den Nebel mit sich zu tragen, feucht und schwer lag er in der Luft und verlieh der Szene etwas Unheimliches, Mystisches. Farne, Hecken; Dornengeflecht und Moose beschwerten ihm das Vorankommen, wo er den Stämmen auswich, herabgefallene Arme der schwarzen Bäume brachen unter seinem Schritt. Doch da, war da eben nicht eines gewesen, abseits seines Ganges Rhythmus? Gehetzt sah er sich um. Nichts.. nichts, was seine geübten Waldläuferaugen erfassen, nichts, was seine spitzen Ohren wahrnehmen konnten. Und doch schien der Wald um ihn her langsam einzuatmen.
S eit Stunden nun musste er schon hier herumirren: Der Blick gen Himmel, wo die Sterne ihm Weg und Zeit hätten weisen können, war ihm schon nach wenigen Schritten verwehrt gewesen. Hätte die Nacht nicht längst gewichen sein müssen? Nahm denn dies Gebüsch kein Ende? "Verzage nur nicht, alter Freund", murmelte er sich im Innern zu und fuhr sich mit der Hand über's Gesicht. Und dann, ganz plötzlich, stieß er gegen Stein.
W as..?", dachte er bei sich, denn was seine Finger da ertasteten, musste eine gut erhaltene Mauer sein! Erregung stieg in ihm hoch und er begann, sich daran entlang zu tasten. Es dauerte nicht lang, da machte das Gestein einen Knick und der Elf wusste, er war an die Stelle geraten, die für gewöhnlich das Tor trug. Nur einen Schritt weiter, dann wusste er... "Heda!", sprach die zischende Stimme einer Schlange und ein starker Griff erfasste seinen Arm.
E rschrocken wollte er sein Schwert ziehen, doch da besann er sich, denn er merkte keine Regung in dem ihn haltenden Körper. Hastig erklärte er seine Person und fragte nach, wo er sei. Lange blieb es still und nur der eiserne Druck an seinem Oberarm, der allmählich in wirklichen Schmerz überzugehen drohte, sprach ihm die Versicherung zu, dass er nicht allein hier stand. Dann endlich die ersehnte Antwort.
A rmon Welador, Hort der [Phönix], Fremder, habt Ihr hier entdeckt. Herben Wein und saftig-würz'ges Fleisch bietet die Taverne an offenem Kamin. Ob Ihr eintreten wollt?" Er bejahte. "Na dann!" Rief die Stimme aus und man ließ von seinem Arm ab. Ein Rumpeln, leise auch ein Klirren, dann öffnete sich vor ihm die Pforte, und die Blindheit ward mit einem Mal von seinem Aug' genommen.
A ber was gewahrte er da? Licht prankte hinter dem offenen Tor, Sichtfreie auf eine zart beleuchtete Stätte! Von edlem Schwarz waren die gezierten Häuserbauten, nicht hoch, doch von filigraner Schönheit, und in großen Abständen trugen sie zwischen sich Laternen, deren Feuer in purpurnem Licht erstrahlten. Einladend schön offenbarte sich ihm die Stadt einer Gilde, deren Namen ihm doch etwas sagen sollte. Hatte er ihn nicht schon einmal gehört? Aber unwichtig, vor diesem märchenhaften Anblick! Und am Himmel zog sich das Geäst der Bäume, als haben sie dort oben ihre Wurzeln, und schloss sich wie eine schützende Decke über der steinernen Siedlung.
D a gewahrte er eine Bewegung im Augenwinkel.
F riedlich lächelnd drehte er sich um, der Anblick hatte ihm das Herz erwärmt in dieser ungemütlichen Gegend, doch da erblickte er den Mann, der eben zu ihm gesprochen hatte. Onyxschwarze Haut unter Kristallweißem Haar war der Schrein violettener Augen, deren Glanz das Feuer der Hölle zu sein schien. Drow!, hallte es ihm noch ihm Kopf, als das Schwert ihm bereits das Herz spaltete.
U nd als er am Boden lag, verblutend, da erfasste sein Blick ein Bild, auf dem totengeistgleicher Nebel den Grund zu einem Meer werden ließ und sich höheheischend an den Laternen und Mauern empor kräuselte; auf dem das Licht nur ein purpurner Alptraum war, der nach ihm griff; auf dem die Welt durch ein Werk des Bösen von Ranken ausgeschlossen wurde, die die Seelen aller Opfer gefangen hielten und eine Höhle im Walde schufen.
S o starb er. Und hörte nicht mehr die Stimme eines Zweiten, der soeben aus den Schatten heraus trat und sprach: "Dass du dir immer wieder diesen Spaß machen musst.."
S onst wäre es doch nur halb so lustig."