ein Blick hinter die Schatten...
  Aliiza
 



Ihr wollt mehr über mich wissen? So lauschet meinen Worten.


Mein Vater war ein Schwarzer Elf, meine Mutter ein.. wie soll ich sagen, in der Menschensprache gibt es kein Wort für diese Wesen. Schattenwesen oder Formwandler trifft es wohl am besten. Sie besitzen kein eigenes Aussehen. Wahrscheinlich könnt Ihr Euch das nicht gut, oder gar nicht, vorstellen. Ich werde versuchen es Euch zu erklären, die richtigen Worte zu finden in Eurer Sprache. Wenn Ihr in die Schatten schaut, was seht Ihr dann? Nichts? Oh, das glaube ich nicht. Sicher habt auch Ihr schon einmal eine Regung, ein Paar Augen oder eine Hand in den schwarzen Tiefen gesehen. Dann habt Ihr Euch eingeredet, es sei Einbildung gewesen. Aber seid Ihr Euch da sicher? Genauso gut hätte es eines jener Wesen gewesen sein können, welche unsichtbar in den Schatten leben. Wie eben solch ein Formwandler. Sie sind meist nur .. leichte Abweichungen von dem, was man sieht. Wie ein kurzer Strudel vor dem Anblick einer Landschaft oder die kurze Verzerrung der Rinde des Baumes, hinter dem Ihr Euch gerade versteckt. Ihre Seelen sind so fein, dass man sie nicht spüren kann. Vielleicht können es manche Meister, aber sicher nicht viele. Ich glaube, diese Wesen gibt es überall in dieser Welt. Vielleicht auch in anderen, aber das kann ich Euch nicht sagen.

Verzeiht, wenn meine Worte unklar erscheinen, doch weiß ich es nicht besser in Eurer Sprache zu erklären. Es erscheint mir, als sei sie zu simpel, habe zu wenige Worte und Begriffe. Aber vielleicht kenne ich sie auch nur noch nicht gut genug. So lasst mich fortfahren.

Diese Wesen, diese Formwandler, haben also kein eigenes Aussehen. Aber manche von ihnen können sich das eines anderen Wesens nehmen. Dafür braucht es nur einen Toten. Wie soll ich es sagen, es ist wie eine Art Berührung, durch die sie sich sein Aussehen .. kopieren. Ja, ich denke, so kann man es sagen. Dann verfestigt sich die Luft zu einem Wesen, wie es dort am Boden liegt. Sie können das Aussehen auch wieder ablegen oder ein anderes annehmen. Und wenn sie sich später wieder genug daran erinnern, können sie es auch erneut annehmen. Aber ich glaube, das können nicht viele.

Meine Mutter.. Das heißt, ein Geschlecht haben diese Wesen ja eigentlich nicht. Aber sie hatte damals das Aussehen einer Dunkelelfe angenommen. Mein Vater hat erst während ihrer Schwangerschaft von ihr erfahren, was sie wirklich ist. Aus Angst hat sie während dieser ganzen Zeit das Aussehen der Drow behalten. Wer weiß, was sonst mit mir geschehen wäre. Vielleicht wäre ich einfach verschwunden.


Nun wisst Ihr also, von welchen Wesen ich abstamme. Falls Ihr mehr erfahren wollt, so lauschet weiter, denn nun komme ich dazu, wie ich her kam.


Ich wuchs bei meinem Vater auf. Wisst Ihr, oder könnt Ihr Euch vorstellen, wie die Drow leben? Nun, auf dies' Thema will ich gar nicht eingehen. Es geht doch mehr darum, dass ich dort die Grundausbildung eines jeden Drow absolvierte. Das Kämpfen, die Regeln mancher Spiele des Lebens und solches, was wir in unseren Schulen noch erlernen. Zunächst sollte ich nie die Ausbildung einer Magierin erfahren, aber mein Vater, der zweite Magier des Hauses, lehrte mich heimlich die Grundsätze. Später ließ er meine Ausbildung zur Kriegerin abbrechen und schickte mich auf die Magierschule unserer Stadt, wo ich als eine der wenigen weiblichen Schüler das Zaubern unabhängig von Lloth erlernte.

Die ersten zwei Jahre meines Lebens, so sagte mein Vater zu mir, blieb meine Mutter bei uns. Wohin sie verschwand, und warum, weiß ich nicht. Aber vielleicht ist sie ja immer noch da, denn wie soll man unsichtbare Wesen erkennen oder gar unterscheiden?

Ungefähr ein Jahrhundert blieb ich mit meinem Vater unter meinen elfischen Verwandten. Bis er wegen eines der vielen Machtspiele, von welchen er schon so viele überstanden hatte, sein Leben verlor. Meine Stiefmutter, für die Öffentlichkeit war sie meine Mutter, aber ich glaube, jeder hat gewusst, dass es nicht der Wahrheit entspricht. Doch entspricht dort unten so vieles nicht der Wahrheit. Zu meiner Stiefmutter also hatte ich nie ein gutes Verhältnis gehabt. Sie war zweitälteste Tochter des 14. Hauses dieser Stadt, deren Namen ich Euch nicht nennen will. Nach dem Tod meines Vaters merkte ich, dass sie mich los werden wollte. Das Gespür für solcherlei hat wahrscheinlich ein jeder, der lang' genug unter solchen Umständen lebte wie die Drow es immer tun.

Ich verließ das Haus der Familie meines Vaters sechs Jahre nach seinem Tod, bald darauf auch die Stadt und einige Jahre darauf die Unterwelt. Ihr fragt, warum ich darüber nicht ins Detail gehe, über mein Leben in diesen Jahren zwischen Vaters Tod und dem ersten Licht der Oberfläche, welches meine Haut berührte? Es würde zu viele Worte brauchen, die ich nicht kenne. Jetzt, nachdem ich viele Tage brauchte, mich an die Lichtverhältnisse hier oben einigermaßen anzupassen, stehe ich vor Euch. Es war wie ein Wunder, zu erblicken, wie friedlich alle Wesen hier oben sind. Beigebracht wurde es mir anders. Wenn man hier oben lebt, kriegt man fast den Eindruck, die Drow könnten die Bösen sein. Diesem Geheimnis werde ich vielleicht nie auf die Schliche kommen. Fragt Ihr Euch vielleicht, warum ich wie eine der Halbelfen aussehe, die hier leben, wo mein Vater doch ein Drow war und auch meine Mutter wie eine aussah? Erinnert Euch an sie, meine Mutter. Ja, ich besiedelte mein Eintreten in diese Welt mit Blut, wie hätte es anders sein können. Schließlich muss ich aussehen wie Ihr, um von Euch angenommen zu werden. So ist es doch, nicht?


 
  Das Copyright der Bilder und Texte liegt bei mir. Zuwiderhandlungen werden strafrechtlich verfolgt.  
 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden