ein Blick hinter die Schatten...
  Verirrtes Gedankengut 2
 

Teilweise überlegte er schon, wie man es jetzt noch wenden könnte. Er stieß jedoch immer wieder auf eine Barriere... Diese Barriere verbot ihm, einen Ausweg aus seinen Gedanken zu suchen.

Sie versperrte ihm den Weg nach vorn wie den nach hinten. Eine Gasse brauchte er, einen Schlupfwinkel, eine Seitentür. Jede Regel hatte eine, so hörte er des öfteren eine raue Stimme im Hinterkopf, wenn er mit dem Leben nicht zurecht kam. Er begann zu laufen auf dem gedachten Pfad. Auf die Barriere zu, die ihm trotzig entgegen starrte.

Er hatte die Hoffnung, denn die Hoffnung war er selbst. Er zog immer wieder gegen das Unbezwingbare, obwohl er wusste, dass er nicht einmal hinter die Barriere blicken könnte. Er wusste, was dort draußen war, so dachte er. Er hatte leider niemanden, den er fragen konnte... Aber was machte das jetzt noch aus...

Die Barriere bewegte sich, öffnete sich wie eine Tür und das Quietschen ungeschmierter Scharniere erklang. Der immer breiter werdende Schlitz gab gleißendes Licht frei und er schrie gepeinigt auf, wollte in die andere Richtung rennen, machte auf dem Absatz kehrt. Und stieß gegen eine Wand, um zu stürzen. Erst jetzt öffnete er die Augen und sah dreckige Schwärze vom Licht elektrischer Lampen erhellt. Gummiwände, und hätte er sich aufrichten wollen, hätte er die an den Körper gebundenen Arme nicht zum Balancieren nutzen können, so wusste er.

Er überlegte... Er hatte die Barriere besiegt, zumindest hatte er sie überwunden, oder war er nur aufgewacht? Warum hilft ihm keiner? Was hat er falsch gemacht? Wie ist er hier hinnein geraten? Er gab sich dem Gefühl hin zu versuchen, diesem Leben einen entscheidenen Stoß zu geben. Er zog seinen Oberkörper hoch und fing an, seine Beine ein wenig zu bewegen. Sein Liegeplatz war zu klein um sich einmal zu drehen, also musste er einen anderen Weg suchen, um die Umstände zu ändern, als sich einfach umzudrehen.

Er blinzelte, blinzelte die Lichtpunkte weg, die sich in sein Sichtfeld schoben. Eine Gestalt stand da, in der geöffneten Tür, und er wusste, wie er sich lösen konnte. Wut stieg in ihm auf und das Adrenalin durchströmte ihn, als er schreiend auf die Person in weißem Kittel und mit Klemmbrett in der Hand los rannte. Dann tat es einen Knall und er sah nur noch die gezogene Pistole, geziert von spritzendem Rot. Doch das Schwarz kam nicht, denn schon tat er einen Schrei und fand sich liegend auf einem Sofa.

Warum wusste er vom Tod. Warum schien es seinen Gedanken zu gefallen, ihn tot und hoffnungslos zu sehen? Er blickte an die Decke. Faserholz. Gemustert, in Dunkel und Hellbraun. Warum beschäftigte er sich mit der Decke? Irgendwegen lag er auf diesem bequemen Sofa, er errinerte sich jedoch nicht warum. Jemand hatte ihn hier hin gelegt. Doch wer? Und warum hatte er sich hier nicht selber hingelegt. Er verlagerte sein Gewicht zur rechten Seite und landete mit dem Gesicht auf dem Holzfaserboden, dunkel und hellbraun gemustert. Irgendwas fehlte ihm, und es schoss ihm wie eine Kugel in die Gedanken...

Gleichgewicht. Diese seltsame Sache im Leben, mit der er sich nie hatte abfinden können. Aber jetzt, jetzt fehlte sie ihm gar körperlich, denn noch immer steckte er in dieser Jacke, die ihm die Arme an den Körper band. Was war los? Er glaubte nicht an Träume, daran, dass es nur Träume waren. Sie waren echt, das wusste er. Trotzdem konnte er sich mit dieser Situation nicht in Einklang bringen, Panik überwältigte ihn. Er schrie, wollte sich befreien, wälzte sich am Boden. Dass das dunkel und hellbraun gemusterte Holz unter ihm bald mit Blut aus seinem Kopf verschmiert war, nahm er nicht war. Doch der süßig-salzige Geruch und nicht zuletzt auch der Geschmack ließen ihn in Rage geraten. Als sich zwei Hände stark auf seine Schultern legten, und ihn zu halten suchten, dachte er nicht einmal daran, sie einfach weg zu stoßen. Tobend schnappte er einem reißenden Wolf gleich nach ihnen.
 
Jemand schlug ihm in den Bauch. Jedoch hielten zwei Hände seine Schultern fest. Es müssen schon zwei Leute sein. Einer alleine hatte nicht genug Hände, das ist doch logisch. Moment... Was war das? Logik? Warum dachte er in solch einem Moment an Logik? Und vor allem, warum konnte er in diesem Moment gerade darüber nachdenken, warum ihm drei Hände das Leben schwer bereiteten? Er hielt seine Augen geschlossen. Nach erneutem Schnappen wurde ihm der Mund aufgestemmt und eine kleine Kugel wurde ihm in den Mund gesteckt. 7 Hände.... 7 Hände waren nötig dafür. Warum war er plötzlich so wichtig, dass sich 7 Hände um ihn kümmern? Hätten nicht 2 Hände ausgereicht? Eine zum Halten des Gewehres und eine andere zum Ziehen des Abzuges? Ein starkes Betäubungsmittel ließ sich sogar mit nur einer Hand verabreichen. Er war wichtig, das wusste er jetzt. Anscheinend war er nicht ganz alleine mit seinen Gedanken. Jemand musste ihm zugehört haben, während er sich im Scheintraum befand.

Er hielt die Augen weiter geschlossen, bekam Probleme mit dem Atmen. Es zwang ihn, zu versuchen, sich zu beruhigen, denn sonst bekam er nicht genug Luft. Und plötzlich veränderte sich etwas. Wo er eben nur Leere gespürt hatte, wo tosende Stille gewesen war, nicht einmal sein Herzschlag, strömten nun unzählige Geräusche auf ihn ein. Wimmern, erstickte Schreie, Brüllen, Stimmen, Schlagen von Material auf Material, Knarren... Womit sollte er anfangen? Er wollte sich die Ohren zu halten, doch konnte es nicht. Knarren.. Ein Stuhl, der verrückt wurde? Er hatte keinen Stuhl gesehen. Er hielt die Augen verschlossen, wälzte sich auf die Seite, um irgend nicht mehr hören zu müssen - ja, hier wurde ihm klar, dass er hörte - doch dann hielten ihn die Hände weiter fest. Er hatte nicht bemerkt, dass er mit den Füßen getreten hatte, doch dann hielten sie ihn auch an den Beinen. Wie viele? Wer? Was?

Ein weiterer Schlag in die Magengrube war das Resultat seiner Bemühungen, ruhig zu werden. Schon 9 Hände und die Anzahl schein zu steigen. Er spürte seine Arme und Beine. Er hatte Kopfschmerzen. Irgendetwas war nicht richtig. So wie es jetzt war, war es nicht richtig. Was hielt ihn an den Armen und Beinen. In Bruchteilen von Sekunden hoben sich seine Arme über seinen Kopf und es wurde kalt. Etwas schnitt sich in seine Gelenke. Er schein zu fallen, aber fiel nicht. Etwas hielt ihn an den Handgelenken fest. Er öffnete die Augen und sah alte, blau und grün angelaufene Steine. Er bewegte seinen kopf so, dass er seine Hände sehen konnte. Nach einigen knackenden Rückenwirbeln sah er matallene Schellen an seinen Handgelenken ,die seine Hände immer weiter einschnürten. Ihm war nicht klar, was nun wieder geschehen war, doch er musste einen Weg finden, auch aus dieser Lage zu verschwinden.

Er erinnerte sich an einen Traum, den er einmal geträumt hatte. Aber wann, das wusste er nicht und er ließ diese Frage wieder fallen. Ein Traum, den er als klares Bild vor sich hatte, und an den er trotzdem nicht ran kam. Damit konnte er nichts anfangen, weg damit. Doch der Traum blieb. Dass es ein Traum war, da war er sicher. Die Fesseln wurden enger, es begann weh zu tun und er befasste sich mit dem Gedanken, ob sie ihm die Handgelenke wohl durchtrennen würden. Panik? Nein. Aber etwas ähnliches, und von diesem Gefühl überwältigt versuchte er abermals, sich zu befreien. Die Fesseln wurden weiter, doch wie ihm schien auch fester. Er würde sich nicht befreien können, nicht so. Er tat einen Schritt nach vorn, dann wurde ihm bewusst, dass er in der Luft hing. Die Augen waren bereits geöffnet, doch er musste sie in seinem Innern ein zweites Mal öffnen, um wieder zu sehen. Eine Höhle, ohne Boden. Dann vernahm er das leise Plätschern von Wasser und suchte nach der Quelle, denn er hatte Durst. Wieso befasste er sich jetzt mit solchen Nebensächlichkeiten?!? Wieso konnte er nicht einfach einen Ausweg finden, statt nach etwas zu Trinken Ausschau zu halten, an das er ohnehin nicht ran kommen würde? Dann spürte er einen Gegenstand in seiner geballten Linken. Ein schmerzhafter Blick nach oben entlockte ihm ein rollendes Lachen, denn es war ein Schlüssel. Blutunterlaufen mussten seine Augen sein, mit denen er auf den kleinen Gegenstand stierte.

Er betrachtete den Schlüssel. Klein und golden. Die Schellen waren rostig und bestimmt schon einige Jahrzehnte alt. Warum hatte er diesen Schlüssel, der ihm nichts nützte. Was hatte er sich dabei gedacht, einen solchen Schlüssel zu behlaten, zu bewachen, mit an einen solchen Ort zu bringen und den gesammten Weg über zu verstecken. Er schaute sich um. Vielleicht fand er etwas, womit dieser Schlüssel in Verbindung stehen könnte.
Es viel ihm erst jetzt auf. Es brannte eine glühlampe, aber es gab keine Tür. Was sollte man mit einem Schlüssel in einem Ort, an dem nichts aufschließbares ist. Nicht einmal ein Fenster war im Raum. er schwang seinen Kopf rasch hin und her in der Hoffnung, etwas Helfendes zu finden. Etwas klimperte.
Er hatte den schlüssel verloren. Er suchte auf dem Boden nach dem einzigen Ding, das seines war. Der Schlüssel muss in einem komischen winkel aufgeprallt sein, denn er lag direkt vor ihm, mit dem Bart auf ihn gerichtet. Was hatte er angestellt? Warum hatte er ihn fallen gelassen. Er sah sich den Schlüssel an. Golden. Er lag dort, als ob er etwas aufschließen würde. Direkt dort wo er lag, schien er am nützlichsten zu liegen. Aber warum? Dieser goldene Schlüssel, dieser große goldene Schlüssel. Der Gedanke setzte sich bei ihm fest und er klammerte seine gesamten Gedanken an diesen Schlüssel.
Und sein Inneres Schloss öffnete sich...

...und heraus kam ein kleines Mädchen. Er wusste, dass es aus ihm heraus kam, denn er sah es zwar vor sich, doch nicht mithilfe seiner Augen. In Gedanken erfasste er die kleine Gestalt, die unschuldig dreinblickend vor ihm.. stand? Stumm starrten sie einander an, plötzlich musste er niesen. Das Mädchen lachte und verblasste. An seine Stelle trat ein alter Mann, die milchigen, müden Augen auf ihn gerichtet.


Mit einem Freund, leider nie weiter geschrieben, 19. Mai 2006
 
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